Villa Martini

Dieses Haus liegt in einem kleinen verschlafenen Vorort irgendwo in Belgien. Aufgefallen ist mir das Gebäude schon bei der einen oder anderen Tour mal, doch der Eindruck von außen ist selbst für Urbexer eher aus- als einladend. Auf dem ersten Blick lag die Vermutung sehr nahe, dass es sich hier wohl eher um eine Scheune handeln dürfte. Der allgegenwertige Präsenz dürfte zudem schon vor Jahren die Dorfjugend angelockt haben, die das letzte Motiv in die ewigen Jagdgründe verfrachtet hat.

Auf jeden Fall war ich mal wieder mit Freunden auf Tour und wie es sich zeitlich so ergab, haben wir in relativer Nähe eine Lokalität aufgesucht, die uns mit (subjektiv betrachtet) den besten Frietjes und der leckersten Frikandel von ganz Belgien versorgte. Hier kamen wir mit der netten Eigentümerin in Kontakt die uns davon berichtete das dort wohl öfter mal Fotografen hinein gehen und die ältere Damen nebenan auch regelmäßig die Polizei kommen lässt. Dies weckte natürlich unsere Neugier. Wieso gehen da öfter mal Urbexer rein? Die Bude muss doch Kernschrott sein, oder?

Vollgestopft mit dem fünf Sterne Imbiss und der puren Neugier zuckten wir das ein Handy und schauten und die Lage mal aus der Vogelperspektive an. „Da ist doch alles zugewachsen und die Omi wohnt dort! Wenn wir so gehen, kann Sie uns nur das kleine Stück da sehen und wahrscheinlich steht sie eh grade in der Küche und kocht sich Mahl zurecht.“, stellte einer meiner Begleiter fest. „Scheiß drauf. Lass losgehen. Ich will jetzt wissen, was die ganzen Leute dort so hintreibt.“

Dort angekommen standen wir erst mal in einer, nennen wir es mal Garage. Hier standen ein paar Sachen drin, aber rein von den Motiven her nichts Weltbewegendes. Das Schöne war allerdings, dass man von dort aus direkt auf die Tür schauen konnte die und sehr einladend empfangen hat.

Die Ansicht in die Garage

Drinnen sind wir dann mehr als überwältigt gewesen. „Ach du Scheiße. Die Bude ist das? So oft dran vorbeigefahren und nie angehalten? Mamma Mia. Wieso habe ich nie angehalten?

Die Namensgebende Bar. Überall standen Flasche aus dem Hause Martini.

Hier lag noch dick der Staub auf den Möbeln. Kein Idiot hat hier etwas zerschlagen oder dergleichen. Ein absoluter Traum für jeden der die Lost Place Fotografie im eigentlichen Sinn so liebt, wie ich sie liebe. Klar. Auch hier liegen Papiere auf dem Boden, und auch hier konnte man sehen das der eine oder andere sich anscheint schon ein kleinen „Souvenir“ mitgenommen hat. Aber im Großen und Ganzen ein absolutes Positivbeispiel für das Hobby und ein Zeichen dafür das doch die meisten sich zu benehmen wissen. Es reicht halt oft dieser eine Affenarsch, der im Handumdrehen aus diesem Top-Spot ein Flop-Spot macht.

Zur Geschichte selbst konnte ich leider keine Informationen zusammentragen. Auch die Gute Frau aus dem Imbiss wusste hier nicht wirklich viel. Nur so viel. Das Haus steht schon seit Ewigkeiten leer und es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht jemand dort rein geht zum Fotografieren. Ich hoffe, dass dieses Anwesen noch lange in einem so vorzüglichen Zustand bleibt und das die Adresse nie in falsche Hände gerät.